Mittelalterliche
Ritter sollten heroische Taten
ausführen, sodass sie später
ihre
Tapferkeit, Mut und Ritterlichkeit der Dame und den Herrn beweisen
konnten.
Jede von diesen Aventiuren sollte die Folge haben, den Ruhm des Helden
zu
vermehren. Obwohl in einer parodistischen Art und Weise, ist Don
Quijote keine
Ausnahme von diesem Ehrenkodex. Er führt auch heroische Taten aus.
Beste
Beispiele davon in der Novelle sind die Episode des
Kampfs gegen die Windmühlen, der Befreiung
der Galeerensträflinge und des Abenteuers mit dem Puppenspiel.
Der
Kampf
gegen die Windmühlen
Das
Windmühlenabenteuer ist wohl das bekannteste
Abenteuer, das von Don Quijote bestritten wurde. Zweifellos ist dies
auch eines
der Abenteuer, bei denen man meint, den Wahnsinn Don Quijotes am
deutlichsten
vorgeführt zu bekommen, da dieser ja ohne ersichtlichen Grund auf
eine große
Anzahl von Windmühlen losgeht und behauptet, er habe „desaforados
gigantes“ (I,
8: 145) vor sich.
Betrachtet
man die Windmühlen als das, was
sie sind, nämlich Maschinen, die den Menschen Arbeit abnehmen und
dafür von
ihnen geschätzt werden, sie somit aber auch von sich abhängig
machen und ihnen
eventuell sogar Furcht einflößen, so scheint Don Quijote
ganz Recht zu haben,
wenn er sie angreift und damit seine eigene Freiheit und die der
restlichen
Menschheit zu verteidigen versucht (vgl. Unamuno 1998: 199/200). Dieses
Abenteuer lässt sich also durchaus auf die Gegenwart
übertragen, in der die
immer weiter zunehmende Industrialisierung dafür gesorgt hat, dass
wir alle
mehr oder weniger von Maschinen, beispielsweise Computern,
abhängig sind. Es
lässt sich wohl kaum abstreiten, dass wir durch diese
Möglichkeit der
Vereinfachung vieler Aufgaben in gewisser Weise bequem und geistig
fauler
geworden sind. Und genau gegen diese Trägheit des Geistes hat Don
Quijote in
seinem Windmühlenabenteuer anzukämpfen versucht.
Die
Befreiung der Galeerensträflinge
Auch die als
absoluter Unsinn erscheinende
Befreiung der Galeerensträflinge gleicht einer Heldentat, wenn man
sie aus
einer gewissen Ansichtspunkt analysiert.
El
Quijote
sah sich selbst als „ministro de
Dios en la tierra“ und fühlte sich somit für die
Gerechtigkeit auf Erden
verantwortlich. So war er selbstverständlich dafür,
Übeltäter für ihre
Verbrechen zu bestrafen, wie er das ja auch selbst des Öfteren
tat, allerdings
nur, wenn diese Strafe in der Art erfolgte, wie auch Gott strafte,
nämlich
unmittelbar und als natürliche Konsequenz der Schandtat. Da die
Galeerensträflinge allerdings weder unmittelbar noch als
natürliche Konsequenz
ihrer Verbrechen bestraft wurden, sondern von fremden Menschen in
Gefangenschaft gehalten wurden, erschien diese Art der Strafe Don
Quijote als
Diener Gottes auf Erden unangebracht und er beschloss, sie zu befreien
und
anschließend Gott selbst die Bestrafung zu überlassen.
Das
Abenteuer mit dem Puppenspiel
Das
letzte Abenteuer, das hier angesprochen werden soll,
ist Don Quijotes Kampf gegen die Puppen des Maese Pedro. So ist es zwar
offensichtlich, dass es sich bei den Angegriffenen nur um Puppen
handelt, aber
gerade dadurch, dass diese Inszenierung ein offensichtliche Spiel, also
diese
offensichtliche Lüge eben von allen erkannt und sogar akzeptiert
wird,
verursacht es einen noch größeren Schaden als eine
gewöhnliche Lüge Dadurch, dass
Don Quijote Maese Pedro auf
diese Weise seine Einnahmequelle, die auf einer großen, allgemein
akzeptierten
Lüge beruhte, wegnimmt, ermöglicht er es ihm, auf den rechten
Weg zu gelangen
und sein Geld in Zukunft ehrlich und ohne Lügen zu verdienen.
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