Tritt aus
trüben Wolken / Da schied von mancher Not, Der sie im
Herzen hegte / was lange war geschehn. Er sah die
Minnigliche / nun gar herrlich vor sich stehn. Von ihrem
Kleide leuchtete / mancher edle Stein. Ihre rosenrote
Farbe / gab wonniglichen Schein. Was jemand
wünschen mochte / er mußte doch gestehn, Daß er hier
auf Erden / noch nicht so Schönes gesehn. Wie der lichte
Vollmond / vor den Sternen schwebt, Des Schein so
hell und lauter / sich aus den Wolken hebt, So glänzte sie
in Wahrheit / vor andern Frauen gut: Das mochte
wohl erhöhen / den zieren Helden den Mut. (...) Er sann in
seinem Sinne / "Wie dacht' ich je daran, Daß ich dich
minnen sollte? / das ist ein eitler Wahn; Soll ich dich
aber meiden / so wär' ich sanfter tot." Er ward von
den Gedanken / oft bleich und oft wieder rot. Da sah man den
Sieglindensohn / so minniglich da stehn, Als wär' er
entworfen / auf einem Pergamen Von guten
Meisters Händen / gern man ihm zugestand, Daß man nie im
Leben / so schönen Helden noch fand. Die mit
Kriemhilden gingen / die hießen aus den Wegen (...) Er trug in
seinem Herzen / Freude sonder Leid, Daß er der
schönen Ute / Tochter sollte sehn. In minniglichen
Züchten / empfing sie Siegfrieden schön. Als sie den
Hochgemuten / vor sich stehen sah, Seine Farbe
ward entzündet / die Schöne sagte da: "Willkommen,
Herr Siegfried / ein edler Ritter gut." (..) Doch kann ich
auch nicht glauben / daß es unterblieb: Sie ließ gar
bald ihn merken / daß er ihr war von Herzen lieb. Zu des Sommers
Zeiten / und in des Maien Tagen Durft' er in
seinem Herzen / nimmer wieder tragen So viel hoher
Wonne / als er da gewann, Da die ihm an
der Hand ging / die der Held zu minnen sann |