“Und das
erste, was er vornahm, war die Reinigung von Rüstungsstücken,
die seinen
Urgroßeltern gehört hatten und die, von Rost angegriffen und
mit Schimmel
überzogen, seit langen Zeiten in einen Winkel hingeworfen und
vergessen waren.
Er reinigte sie und machte sie zurecht, so gut er nur immer konnte.
Doch nun sah er, daß sie an einem großen Mangel litten: es war nämlich kein Helm mit Visier dabei, sondern nur eine einfache Sturmhaube; aber dem half seine Erfindsamkeit ab, denn er machte aus Pappdeckel eine Art von Vorderhelm, der, in die Sturmhaube eingefügt, ihr den Anschein eines vollständigen Turnierhelms gab. Freilich wollte er dann auch erproben, ob der Helm stark genug sei und einen scharfen Hieb aushaken könne, zog sein Schwert und führte zwei Streiche darauf, und schon mit dem ersten zerstörte er in einem Augenblick, was er in einer Woche geschaffen hatte; und da konnte es nicht fehlen, daß ihm die Leichtigkeit mißfiel, mit der er ihn in Stücke geschlagen. Um sich nun vor dieser Gefahr zu bewahren, fing er den Vorderhelm aufs neue an und setzte Eisenstäbe innen hinein, dergestalt, daß er nun mit dessen Stärke zufrieden war; und ohne eine neue Probe damit anstellen zu wollen, erachtete und erklärte er ihn für einen ganz vortrefflichen Turnierhelm. Da er nun seine
Waffen
gereinigt, aus der Sturmhaube einen Turnierhelm gemacht, seinem Rosse
einen
Namen gegeben und sich selbst neu gefirmelt hatte, führte er sich
zu Gemüt, daß
ihm nichts andres mehr fehle, als eine Dame zu suchen, um sich in sie
zu
verlieben; denn der fahrende Ritter ohne Liebe sei ein Baum ohne
Blätter und
Frucht, ein Körper ohne Seele. Er sagte sich: Wenn ich um meiner
argen Sünden
willen oder durch mein gutes Glück draußen auf einen Riesen
stoße, wie dies
gewöhnlich den fahrenden Rittern begegnet, und ich werfe ihn mit
einem
Speerstoß darnieder oder haue ihn mitten Leibes auseinander, oder
kurz, besiege
ihn und zwinge ihn zu meinem Willen, wird es da nicht gut sein, eine
Dame zu
haben, der ich ihn zusenden kann, um sich ihr zu stellen, so
daß
er eintrete
und sich auf die Knie niederlasse vor meiner süßen Herrin
und mit demütiger und
unterwürfiger Stimme sage: Ich bin der Riese Caraculiambro, Herr
der Insel
Malindrania, den im Einzelkampf der nie nach voller Gebühr
gepriesene Ritter
Don Quijote von der Mancha besiegt hat, als welcher mir befohlen, ich
solle
mich vor Euer Gnaden stellen, auf daß Euer Herrlichkeit über
mich nach Dero
Belieben verfüge? O wie freute sich unser Ritter, als er diese Rede getan, und gar erst, als er gefunden, wem er den Namen seiner Dame zu geben hätte! Und es verhielt sich dies so - wie man glaubt -, daß an einem Ort in der Nachbarschaft des seinigen ein Bauernmädchen von recht gutem Aussehen lebte, in die er eine Zeitlang verliebt gewesen, obschon, wie man vernimmt, sie davon nie erfuhr noch acht darauf hatte. Sie nannte sich Aldonza Lorenzo, und dieser den Titel einer Herrin seiner Gedanken zu geben deuchte ihm wohlgetan. Er suchte für sie nach einem Namen, der vom seinigen nicht zu sehr abstäche und auf den einer Prinzessin und hohen Herrin hinwiese und abziele, und so nannte er sie endlich Dulcinea von Toboso, weil sie aus Toboso gebürtig war; ein Name, der nach seiner Meinung wohlklingend und etwas Besonderes war und zugleich bezeichnend wie alle übrigen, die er sich und allem, was ihn betraf, beigelegt hatte.“ |